Die Pfadfinder

Die Pfadfinder*innenbewegung

Die Pfadfinder*innen sind eine internationale, religiös und politisch unabhängige Bewegung, die Menschen aller Nationalitäten und Glaubensrichtungen offen steht. Ziel der Bewegung ist die Förderung der Entwicklung der Kinder und Jugendlichen, damit diese in der Gesellschaft Verantwortung übernehmen können. Die Pfadfinder*innenmethode arbeitet mit verschiedenen Altersstufen, um altersgerechte Lern- und Erlebnisräume zu schaffen.
Das erste experimentelle Pfadfinder*innenlager wurde 1907 von Robert Baden Powell, einem britischen General, auf dem englischen Brownsea Island durchgeführt. Baden Powell entwickelte aus den Erfahrungen dieses Lagers die Prinzipien der Pfadfinder*innenbewegung in seinem 1908 erschienenen Buch Scouting for Boys, das bis heute ein wichtiges Grundlagenwerk für die Pfadfinder*innenarbeit ist.
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts breitete sich die Pfadfinder*innenbewegung auf der ganzen Welt aus.   Zur Pfadfinder*innenbewegung gehören weltweit fast 40 Millionen Kinder und Jugendliche aus 216 Ländern und Territorien in zahlreichen nationalen und internationalen Verbänden, die im Wesentlichen in zwei weltweiten Dachverbänden zusammengeschlossen sind: der World Association of Girl Guides and Girl Scouts und der World Organization of the Scout Movement. Etwa 300 Millionen Menschen haben bis heute der Pfadfinder*innenbewegung angehört. Nur in sechs Staaten gibt es keine Pfadfinder*innenverbände.

Lord Robert Baden-Powell

Robert Stephenson Smyth wurde als siebenter von acht Söhnen unter insgesamt zehn Kindern geboren. Sein Vater hatte außerdem vier weitere Kinder aus einer früheren Ehe. Er wurde von seiner Mutter aufgezogen, da sein Vater (Professor für Theologie und Geometrie an der Universität Oxford) starb, als er drei Jahre alt war.
Sein außergewöhnlicher Vorname setzt sich aus Namensteilen seiner Vorfahren Robert Stephenson, einem Eisenbahnpionier, und John Smyth, einem Kapitän, der in Diensten Elisabeth I. von England stand, zusammen. Rufname wurde später Bi-Pi.

Der Großvater weckte im jungen Robert die Abenteuerlust und die Freude an der Natur. So suchte er zusammen mit ihm oftmals den Hyde Park auf, von dem er äußerst genaue Karten zeichnete. Als sein Großvater starb, unternahm Baden-Powell zahlreiche Streifzüge durch die Armenviertel der Stadt und lernte so das Leid und das Elend dieser Menschen kennen. Schon damals kam er zu der Überzeugung, etwas daran ändern zu müssen. Der damals 8-jährige Baden-Powell erkannte, dass die Bewohner der Armenviertel sich hauptsächlich durch die Kleidung von den anderen zu unterscheiden schienen. Dies wollte er ändern und dies war wohl einer der wichtigsten Faktoren für die Entscheidung, die Pfadfinderkluft einzuführen.
Während seiner Schulzeit nutzte Baden-Powell jede freie Minute, um Spuren der Tiere zu suchen und den Wald kennenzulernen. In den Ferien ging er oft mit seinen Freund*innen zum Kampieren. Die Ferienfahrten mit den Brüdern verhalfen „Stevie“, wie er im Familienkreise genannt wurde, zu Erfahrungen, die in seinem späteren Leben noch eine große Rolle spielen sollten.
Sein Eintritt in die Charterhouse School mit 13 Jahren eröffnete ihm andere Felder der Betätigung: Er lernte das Anschleichen in dem großen Schulpark, ohne von dem aufsichtsführenden Lehrer bemerkt zu werden. Er konnte ein Feuer machen, das nicht rauchte und deshalb seinen Aufenthaltsort nicht verriet.
B.P. war ein durchschnittlicher Schüler, nicht allzu sehr interessiert an dem, was die Schule bot. Er kam gut mit, ragte aber nirgends besonders hervor, abgesehen von zwei Gebieten: er war ein ausgezeichneter Schauspieler und musste bei allen Aufführungen der Schule dabei sein. Genauso nötig war er beim Fußballspielen als souveräner Torhüter. Erstaunlich war zu sehen, dass er recht- und linkshändig gleich gut zeichnen und schreiben konnte, eine Fähigkeit, die er autodidaktisch erlernte. Nach der Schule sollte er an die Universität gehen, bestand aber die Aufnahmeprüfung an der Universität Oxford nicht und meldete sich daraufhin bei der Militärakademie Sandhurst. Die Aufnahmeprüfung bestand er bei der Kavallerie als Zweit- und bei der Infanterie als Viertbester.
Er wurde 1876 nach Indien versetzt, wo er in seiner Freizeit in den Dschungel schlich und die wilden Tiere beobachtete. Auch organisierte er Theateraufführungen innerhalb der Garnison, machte erste Erfahrungen mit Jugendgruppen und erkannte bereits früh die Fehler der britischen Kolonialherrschaft, welche die Inder wie „unterentwickelte Briten“ und nicht wie Menschen mit einer anderen, aber großen Kultur behandelte. Auch unternahm er wieder, nachdem er privat Hindi gelernt hatte, Streifzüge in die Armenviertel. Hier entwickelte er auch das berühmte „System der kleinen Gruppen“: Er fasste die Soldaten in Gruppen von fünf bis acht Mann zusammen; diese wählten dann einen Patrouillenleiter aus ihren Reihen. So förderte er Verantwortungsbewusstsein und eigenständiges Denken der Soldaten.
1880 wurde ihm befohlen, das Schlachtfeld von Maiwand, Schauplatz einer fürchterlichen Niederlage der Briten im Krieg gegen die Afghanen, zu kartografieren. An diesem grausamen Ort mit seinen halbskelettierten Menschen und Pferden, den Hyänen, kamen ihm die ersten großen Zweifel am Sinn von Kriegen. Wegen seiner Fähigkeiten im Spurenlesen, die er in zahlreichen Fällen unter Beweis gestellt hatte, wurde er beauftragt, die Spurenleser (Scouts) auszubilden.
Aufgrund der explosiven Situation in Südafrika wurde er mit seinem Regiment, den 13. Husaren, dorthin versetzt. Er war auch hier durch sein in Indien verfasstes Buch „Nachrichtendienst und Kundschafterwesen“ bereits eine Berühmtheit. Sein erster Auftrag war, als Reporter verkleidet, die Drakensberge, eine schier unüberwindbare natürliche Grenze zu den Burenstaaten, zu erkunden. Er besuchte Zulus und Buren in ihren Siedlungen und kehrte mit hervorragenden Karten und der Hoffnung auf eine friedliche Lösung zurück. 1885 wurde er, da sich die Lage beruhigt hatte, zusammen mit seinem Regiment nach England versetzt, doch las man bald wieder beunruhigende Nachrichten über Südafrika. Der Zulukönig Dinuzulu sammelte in einem Geheimbund, der inzwischen circa 16.000 Zulus umfasste, immer mehr Leute und führte sie in einen Zweifrontenkrieg gegen Briten und Buren. Da Briten und Buren die Zulus abwehren mussten, hatten Goldgräber und Sklavenhändler freie Hand. Dies versetzte die Region noch weiter in Unruhe. Hier sollte erwähnt werden, dass auch 2.000 Zulus auf englischer Seite mitkämpften; diese hatten den Schotten John Dunn zu ihrem Häuptling gewählt. Aufgrund seiner guten Ortskenntnisse und, wie damals vor allem Neider behaupteten, vielleicht auch, weil sein Onkel Oberbefehlshaber war, wurde Baden-Powell als Adjutant im Range eines Hauptmanns wieder nach Afrika versetzt. Dort forderte er als erstes, nach einem erschütternden Erlebnis, mit Erfolg die Ausbildung von Soldaten in Erster Hilfe. Er machte sich sofort auf die Suche nach Dinuzulu, den er in seinem Versteck fand und den er dann zusammen mit nur einem Gefährten daraus vertrieb. Kurz darauf wurde Dinuzulu gefasst und B.P. vorzeitig zum Major befördert. Dinuzulus Anhänger schlossen nach ihrer Festnahme ohne weiteren Widerstand Frieden mit den Briten.
Danach verbrachte Baden-Powell ein Jahr als Soldat auf Malta und zwei Jahre als Geheimagent mit dem Zeichnen von Befestigungsanlagen auf dem Balkan; dann wurde er auf persönlichen Wunsch nach England zurückversetzt.
1895 wurde er aufgrund des Krieges mit dem Volk der Ashanti wieder nach Afrika versetzt. Er war an der Gefangennahme des letzten souveränen Asantehene (König) der Aschanti, Pempreh, beteiligt, der damals fünfzehn Jahre alt war. Dieser wurde 1919 Gründungsmitglied der Pfadfinder in Ghana.
Kaum war Baden-Powell nach England zurückgekehrt, musste er schon wieder nach Afrika. Im sogenannten Matabele-Land, nördlich von Transvaal, war eine Revolte der Einheimischen ausgebrochen, und rasch waren die weit verstreut lebenden Briten entweder getötet worden oder in die Provinzhauptstadt Bulawayo geflohen, doch auch dieser drohte nun ein Angriff durch etwa 10.000 Matabele-Krieger, die sich in den umliegenden Bergen verschanzt hatten. Baden-Powell stellte sich gegen eine militärische Lösung, die ein Blutbad bedeutet hätte, und nahm den Anführer des Aufstandes, einen Medizinmann namens Uwini, gefangen, der glaubte, aufgrund der Einwirkung eines Gottes unsterblich zu sein und alle Weißen töten zu müssen. Hier erhielt er auch von den Matabele seinen Spitznamen: Impeesa (Der Wolf, der nie schläft). Da die Einheimischen an Uwinis Unsterblichkeit glaubten, setzten sie jedoch ihren Widerstand fort; erst als Baden-Powell Uwini töten ließ, endete der Widerstand. Diese Entscheidung war nach Baden-Powells eigener Aussage „eine der schwierigsten seines Lebens“.
Am 14. Juni 1899 war Oberst Baden-Powell wieder in Afrika: Der Zweite Burenkrieg war ausgebrochen. Schon zu Beginn des Krieges versuchten die Buren, den inzwischen überall bekannten Baden-Powell gefangen zu nehmen, doch immer entkam er ihnen, manchmal in letzter Sekunde. Durch geschickte Täuschungsmanöver gelang es ihm, die Stadt Mafeking 217 Tage lang mit 700 Soldaten gegen 9.000 Buren zu halten, bis sie entsetzt wurde. Hierbei wurden die Jungen der Stadt als Meldegänger und Spione eingesetzt. Angeblich wurden hier seine Ideen für seine Bücher geboren. Durch die Verteidigung Mafekings wurde er in England zum Kriegshelden. Aber Baden-Powell empfand nur noch Verachtung für den Krieg und wehrte sich gegen diese Bezeichnung. Er wurde aufgrund der Verteidigung der Stadt zum jüngsten Generalmajor der britischen Armee befördert. Durch die Gründung der South African Constabulary (SAC), einer britisch-burischen Polizeitruppe, trug er viel zur wirklichen Befriedung des Landes bei.
Zum Generalmajor befördert sollte Baden-Powell jetzt die gesamte britische Kavallerie nach dem Vorbild der SAC organisieren und wurde zum Generalinspekteur der Kavallerie ernannt.
1910 beendete er seine militärische Laufbahn im Range eines Generalleutnants. Seine ganze Kraft widmete er von nun an der von ihm gegründeten Pfadfinderbewegung.  
Am 7. Mai 1910 ging Baden-Powell offiziell in Pension. Erst 1907 fand er genug Zeit, seine langgehegte Idee einer Jugendpfadfindertruppe umzusetzen und veranstaltete vom 25. Juli bis 9. August 1907 mit 22 Jungen aller sozialen Schichten auf Brownsea Island (Großbritannien) das erste Jugendzeltlager. Er teilte die Jugendlichen in sogenannte Patrouillen ein und schrieb die Pfadfindergesetze. 
1908 erschien sein Buch „Scouting for Boys“, das als eines der bedeutendsten pädagogischen Werke des 20. Jahrhunderts gilt. Hier formulierte er erstmals den Lehrgrundsatz Learning by doing (Lernen durch Handeln).
1909 übernahm König Eduard VII. das Patronat über die Pfadfinder, in Chile wurde die erste Pfadfindergruppe außerhalb Englands gegründet, und es gab die ersten Pfadfinderinnen.
Am 30. Oktober 1912 heiratete er Olave, die er auf einer Weltreise kennengelernt hatte. Sie bekam später drei Kinder (Peter, Hather und Betty). Es folgte ein weiterer Ausbau der Pfadfinderbewegung.
Ab 1918 wird der Familiensitz Pax Hill bei Bentley (England) zur Koordinationsstelle für die wachsende Pfadfinderbewegung. Erst später wurde eine zentrale Koordinationstelle geschaffen, das heutige World Scout Bureau.
1920 fand das erste Jamboree (Weltpfadfindertreffen) in London statt, 8.000 Pfadfinder aus 34 Nationen nahmen teil.
1929 wurde Baden-Powell zum „Lord of Gilwell“ geadelt (schottischer Adels-Clan Maclaren).
Beim Jamboree 1929 waren es schon 50.000 Pfadfinder aus 72 Ländern (41 Nationen und 31 Teile des Empire).
1935 wurde ihm als erstem Pfadfinder die höchste Auszeichnung, der Bronze Wolf einstimmig durch das Internationale Komitee in Stockholm verliehen.
Am 8. Januar 1941 starb Baden-Powell im Alter von fast 84 Jahren in Nyeri/Kenia.