Die Geschichte der SP

Die Geschichte der SP

Die Südtiroler Pfadfinderschaft (SP) ist der Verband der katholischen deutschen und ladinischen Pfadfinderinnen und Pfadfinder Südtirols. Sie wurde am 25. April 1973 in Lichtenstern am Ritten als eigenständiger Kinder- und Jugendverband gegründet. Sie kann inzwischen auf eine langjährige Geschichte seit ihrer Gründung zurückblicken.
Die SP sucht den Weg zu Christus und lebt mit der Kirche. Sie baut auf den Grundlagen des Pfadfindertums nach der Idee des Gründers Robert Baden-Powell auf und passt sich den Erfordernissen in Südtirol an. Aufgabe der SP ist die Erziehung junger Menschen nach den Zielsetzungen und Methoden, die sich aus der Ordnung ergeben.
Die SP arbeitet ohne Gewinnabsicht und dient ausschließlich und unmittelbar gemein-nützigen Zwecken. Die SP ist nicht parteipolitisch orientiert.

Die SP wurde am 25. April 1973 in Lichtenstern am Ritten als eigenständiger Kinder- und Jugendverband gegründet.

Die deutschsprachige Pfadfinderarbeit in Südtirol reicht etwas weiter zurück: 1969 lernte Dekan Georg Peer die Pfadfinderidee auf Seminaren der DPSG in Deutschland kennen. In den folgenden Jahren gab er die dort gemachten Erfahrungen bei Ausbildungskursen für Jungscharführer weiter.

So integrierte die Pfadfinderbewegung ab dem Jahr 1971 vor allem Buben im Alter von 14 bis 16 Jahren, meist als Fortsetzung der Arbeit in den Jungschargruppen.
Im Jahr 1972 waren es schon 18 Gruppenleiter, die an verschiedenen Ausbildungskursen der DPSG (Deutsche Pfadfinderschaft St. Georg) teilnahmen.
Bis zur offiziellen Gründung der SP war die Pfadfinderbewegung als ein Teil der katholischen Jungschar Südtirols organisiert.
 
Die ersten Pfadfinderstämme unseres Landes entstanden in: Bruneck, Bozen/Haslach, Dorf Tirol, Villnöß, Naturns, Deutschnofen.
In den folgenden Jahren entstanden auch in anderen Dörfern und Städten Südtirols Pfadfinderstämme oder sogenannte Siedlungen, die unterschiedlich lange aktiv waren: St. Vigil, Terenten, Luttach, Toblach, Brixen, Oberwielenbach (Percha),  Stegen, Sand in Taufers, Eppan, Gais, Untermais, Lana, Johanneum (Dorf Tirol), Josefsheim (Bruneck), Innichen, Don Bosco (Bozen), Sulden, Dietenheim, Terenten, St. Sigmund Welsberg (2008/2009)
 
1997 wurde die SP über die Associazione Guide e Scouts Cattolici Italiani (AGESCI) und die Federazione Italiana dello Scautismo (FIS) Mitglied der World Organization of the Scout Movement und der World Association of Girl Guides and Girl Scouts.

Georg Peer

Großvater der Südtiroler Pfadfinderschaft

Abenteurer Christi und
kreativer überzeugter Seelsorger

Das war Georg Peer, der Altdekan und Ehrenbürger von Naturns, ein Pfadfinder der ersten Stunde in Südtirol. Er legte am 3. Dezember 2019 sein überaus erfülltes Leben in die Hände des Schöpfers zurück. Geboren 1932 in Penon / Kurtatsch und mit 25 Jahren zum Priester geweiht, war er anschließend als Kooperator in Schlanders, Leifers, Meran, Salurn und Marling sowie als Kaplan in der Fürstenburg und Studentenseelsorger in Meran tätig. Im Jahre 1971 kam er nach Naturns, wo er 35 Jahre als Dekan segensreich gewirkt hat. Im Jänner 2006 beendete ein Schlaganfall jäh seine Tätigkeit. Bis zu seinem Tode begleiteten und pflegten ihn liebevoll seine Schwester und gute Freunde.

Georg hat deutliche Spuren in Naturns und vor allem in den Herzen vieler Menschen hinterlassen. Unvergessliche Erinnerungen sind mit ihm verbunden. Beschritt er doch neue Wege der Glaubensverkündigung wie Taizégebet, Frühstücksmessen, St. Zenofunk. Wegweisend für Südtirol hat er bereits 2002 aus tiefer christlicher Überzeugung die Jugendfirmung umgesetzt. Sein geistliches Testament ist wohl der Jesus Besinnungsweg, der – zur Jahrtausendwende eingeweiht – die christliche Botschaft mit Hilfe der Natur deutlich macht. Der Einsatz für Menschen in jeglicher Not, die Eine Welt Gruppe, die Begegnungsgottesdienste, das Nikolausspiel mit den Hilfsaktionen waren ihm ein großes Anliegen.

„Wir erinnern uns, so als wäre es gestern gewesen,“ erklärte der Pfadfinder und ehemalige Mitarbeiter Michael Ganthaler am Beginn der sehr gut besuchten Begräbnisfeier „an all das, was dich, Georg, als Mensch und Freund ausgemacht hat: an deinen Elan, deinen sprühenden Geist, deine Redegewandtheit, deine Gesten und Sprüche, deinen Ideenreichtum, deinen unermüdlichen Einsatz, an deine Geselligkeit und an deine Feste, an deinen Schwung mit Auto und Vespa und an deine Gitarre.“ Besonders für die jungen Menschen sei er ein Spielmann Gottes, ein Abenteurer Christi gewesen. Zufrieden war er nicht so schnell, auch habe er viel gefordert, um dann große Geschichten erzählen zu können.

Georg Peer war nicht unumstritten, da unkonventionell. Es ließ sich immer wieder etwas Kreatives einfallen, wie die Floßfahrt auf der Etsch bis an die Adria, die Fahrt mit der Pferdekutsche, die grandiosen Faschingswagen, die legendären Faschingmontag-Partys, die Fackelbesinnungen auf dem Jesus-Besinnungsweg, die unvergessenen Messfeiern unter freiem Himmel bei den Zeltlagern der Pfadfinder und Ministranten. Die Pfadfinderidee hatte er schon 1969 bei DPSG Kursen in Deutschland kennengelernt und setzte sie Anfangs der 1970er Jahren in Südtirol um. Deshalb wurde er auch Großvater der Südtiroler Pfadfinderschaft – gegründet am 25.4.1973 – genannt. Den ersten Gruppenleiterkurs, damals 1969/70 in Lichtenstern noch für die Kath. Jungschar, habe ich bei ihm gemacht, später einen Zeltlagerkurs in Stange bei Sterzing. Es war immer ein beeindruckendes Erlebnis mit diesem großartigen Mann. Gemeinsam mit Siegfried Christanell hat Georg den Stamm Naturns aufgebaut und stark gemacht, wie Michael betonte. Der Zeltlagerplatz von Naturns entstand auf seine Initiative hin. Das diözesane Zeltlager Fort Scout 1975 in Gais geht auf ihn zurück. Die 70 Pfadfinder von Naturns, Haslach und Bruneck errichteten mit einem Palisadenzaun ein Ford. Das Gold beim Geländespiel, das Feuerrodeo beim Sportfest und zum Abschluss das Scouttraining Hitch Hike über zwei Tage waren die Höhepunkte. Gekocht hat natürlich, wie es sich für Pfadfinder gehört, jede Sippe für sich.

Kirchlich kritisch eingestellt unterstützte er das Kirchenvolksbegehren von 1995, das Reformen in der Kirche anmahnte. Der Bürgermeister von Kurtatsch Martin Fischer betonte schmunzelnd bei seiner Grabrede, Georg werde nun wohl im Himmel einiges umkrempeln. Bischof Ivo Muser würdigte ihn bei der Begräbnisfeier und machte deutlich, dass es mehrere solcher Seelsorger bräuchte.

„Ja“, bekräftigte Michael Ganthaler abschließend „du warst besonders für uns junge Leute der Abenteurer Christi. Du hast uns begeistert und uns zum „Abenteuer Christ sein“ hingeführt. Du warst uns ein großer Lehrmeister.“ Er habe als Hirte Gemeinschaft gestiftet, aus einer tiefen Verbindung zu Gott Wege bereitet und zu Mut aufgefordert.

Georg Peer hat nun seine Aufgabe erfüllt und ist nach Hause zu Gott gegangen, wie wir Pfadfinder sagen würden.

Robert Hochgruber
Diözesanvorsitzender von 1974 bis 1982