Die Stufen der Pfadfinder*innen
Die Südtiroler Pfadfinderschaft begleitet Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in unterschiedlichen Lebensphasen. Die vier Altersstufen – Wölflinge, Jungpfadfinder*innen, Pfadfinder*innen und Rover*innen – bauen aufeinander auf und orientieren sich an den Interessen, Bedürfnissen und Entwicklungsphasen der jungen Menschen. Jede Stufe bietet einen geschützten Raum, in dem Kinder und Jugendliche wachsen, Gemeinschaft erleben, Verantwortung übernehmen und sich selbst entdecken dürfen.
Darüber hinaus engagieren sich junge Erwachsene – meist ab 18 Jahren – als Leiter*innen. Sie übernehmen Verantwortung, begleiten Gruppen und prägen das Leben im Stamm aktiv mit. Durch gezielte Ausbildungen, den regelmäßigen Austausch untereinander und das Leiterinnenversprechen werden sie darauf vorbereitet, Kinder und Jugendliche in ihrer persönlichen Entwicklung zu unterstützen.
Ergänzt wird das Stufensystem durch die Gilde, in der sich erwachsene Mitglieder weiterhin mit dem Verein verbunden zeigen und ihre Erfahrungen punktuell einbringen können. So bietet die Südtiroler Pfadfinderschaft ein lebenslanges Mitwirken – in der Gemeinschaft, mit Verantwortung und aus Überzeugung.

Wölflingsstufe (ca. 6–11 Jahre)
Die Wölflingsstufe richtet sich an Kinder im Alter von etwa 6 bis 11 Jahren. In dieser Lebensphase stehen Neugier, Spiel und Fantasie im Mittelpunkt. Die jüngsten Mitglieder der Südtiroler Pfadfinderschaft erleben gemeinsam Abenteuer, entdecken spielerisch ihre Umgebung und wachsen in eine neue Gemeinschaft hinein. In der sogenannten Meute tauchen sie durch Geschichten, Rituale und Symbole in eine eigene, spannende Welt ein. Dabei lernen sie, mit anderen auszukommen, Rücksicht zu nehmen und Verantwortung zu übernehmen. In einem geschützten und vertrauensvollen Rahmen können sie ihre Stärken entdecken, Selbstvertrauen entwickeln und soziale Kompetenzen stärken. Nach einer ersten Kennenlernzeit legen die Kinder ein Wölflingsversprechen ab, mit dem sie ihre Zugehörigkeit zur Meute bekräftigen.
Manche Stämme bieten zusätzlich eine Vorstufe für Kinder im Alter von etwa 6 bis 7 Jahren an. Diese „kleinen Wölflinge“ werden altersgerecht an das Pfadfinderleben herangeführt, können erste Gruppenerfahrungen sammeln und in die Welt der Wölflinge hineinschnuppern. Der Fokus liegt hier ganz auf spielerischem Entdecken, Bewegung und Gemeinschaftserlebnissen. Diese Zusatzstufe gibt es derzeit beim Stamm Brixen unter dem Namen „Füchse“ und beim Stamm Eppan als „Bärelen“.

Jungpfadfinder*innenstufe (ca. 11–14 Jahre)
In der Jungpfadfinderinnenstufe, die etwa im Alter von 11 bis 14 Jahren beginnt, wachsen Kinder und Jugendliche über sich hinaus. Sie erleben größere Abenteuer, entdecken ihre Rolle in der Gruppe und entwickeln mehr Selbstständigkeit. Der Übergang von den Wölflingen erfolgt meist mit etwa 11 Jahren, aber auch Quereinsteigerinnen sind in dieser Altersgruppe willkommen. In dieser spannenden Lebensphase übernehmen die jungen Pfadfinderinnen zunehmend Verantwortung – für sich selbst, für andere und für das Miteinander in der Gruppe. Sie lernen, sich als Teil einer Gemeinschaft zu organisieren, treffen Entscheidungen bewusster und gestalten das Gruppengeschehen demokratisch mit. Die Truppe wird zu ihrem neuen Zuhause, in dem gemeinsame Werte, klare Regeln und gegenseitiges Vertrauen weiter gestärkt werden. Ein besonderer Moment in dieser Zeit ist das Jungpfadfinderinnen-Versprechen, das einen wichtigen Meilenstein auf ihrem persönlichen Weg markiert.

Pfadfinder*innenstufe (ca. 14–16 Jahre)
In der Pfadfinderinnenstufe, die Jugendliche im Alter von etwa 14 bis 16 Jahren umfasst, finden junge Menschen ihren eigenen Weg, übernehmen aktiv Verantwortung und entdecken, wie sie ihre Umwelt mitgestalten können. Mit dem Übertritt in diese Stufe – meist mit 14 Jahren oder auch als Quereinsteigerinnen – beginnt für sie eine neue Phase der Entwicklung. Im Mittelpunkt steht die Sippe, eine kleine, selbstorganisierte Gruppe, in der Abenteuer mutiger werden, Projekte eigenständig geplant und umgesetzt und Gruppenprozesse aktiv mitgestaltet werden. Die Jugendlichen setzen sich mit Glaubens- und Lebensfragen auseinander, reflektieren ihr eigenes Verhalten und stärken sowohl ihre sozialen als auch ihre praktischen Fähigkeiten. Das Pfadfinder*innenversprechen bildet einen wichtigen Moment dieser Stufe: Es unterstreicht das persönliche Engagement jedes Einzelnen für sich selbst, die Gruppe und die Gemeinschaft.

Roverstufe (ca. 16–20 Jahre)
Mit etwa 16 Jahren – spätestens mit 17 – wechseln Jugendliche in die Roverstufe, die in der Regel bis zum 20. Lebensjahr dauert. In dieser Phase gestalten Roverinnen ihr Leben bewusst, handeln aus Überzeugung und wachsen an Herausforderungen im sozialen und gesellschaftlichen Umfeld. Die Roverrunde bietet ihnen Raum für Selbstreflexion, Eigenverantwortung und Engagement über den Verband hinaus. Sie setzen sich mit gesellschaftlich relevanten Themen auseinander, planen eigenständig Aktionen oder soziale Projekte und beschäftigen sich intensiv mit ihrer persönlichen und spirituellen Entwicklung. Entscheidungen treffen sie bewusst, übernehmen Verantwortung für sich selbst und andere und bereiten sich häufig auch auf eine spätere Rolle als Leiterin vor.

Leiter*innen (ab ca. 18 Jahren)
Leiterinnen übernehmen Verantwortung für Kinder und Jugendliche, begleiten deren Entwicklung und gestalten aktiv das Leben im Stamm mit. Mit etwa 18 Jahren – oft nach dem Abschluss der Roverzeit oder durch einen Quereinstieg – können Mitglieder der Südtiroler Pfadfinderschaft Leiterinnen werden. Sie übernehmen die Verantwortung für eine Altersstufe, planen Gruppenstunden, Lager und Aktionen und begleiten Kinder und Jugendliche auf ihrem Weg. Als Teil der Leiterrunde wirken sie auch an der Weiterentwicklung des Stammeslebens mit.
Voraussetzung für das Leiterinnenversprechen sind die Volljährigkeit, der Abschluss der Regelausbildung sowie die Bereitschaft zur kontinuierlichen Weiterbildung. Mit dem Versprechen bekennen sich die Leiterinnen zu ihrer Verantwortung in der SP und zu deren Werten. Auch wenn die Leiter*innen keine formale Altersstufe wie Wölflinge oder Rover bilden, sind sie das Rückgrat der Pfadfinderarbeit: Durch ihr Engagement und ihre Ausbildung sichern sie die pädagogische Qualität, die Sicherheit und die Werteorientierung der gesamten Pfadfindertätigkeit.
Ehemalig aktive Mitglieder
Gilde (ab 18 Jahren)
Ab einem Alter von 18 Jahren haben ehemalige aktive Mitglieder der Südtiroler Pfadfinderschaft die Möglichkeit, sich der Gilde anzuschließen. Die Gilde bietet ihnen einen Rahmen, dem Verband auch ohne regelmäßige Gruppenleitung verbunden zu bleiben und sich punktuell oder beratend einzubringen. Als Zusammenschluss von Menschen, die die Werte und die Gemeinschaft der SP weiterhin leben möchten, unterstützt die Gilde die Stämme mit ihrer Erfahrung – sei es bei Lagern, Festen oder besonderen Aktionen. Gildenmitglieder können offiziell vom Stamm aufgenommen werden, erhalten ein eigenes Gildenhalstuch. Die Gilde steht für gelebte Solidarität, Verbundenheit und Kontinuität im Verband.
Erlebe Pfadfinder sein in jeder Lebensphase und werde Teil der Südtiroler Pfadfinderschaft!

Der Stufenwechsel
Entsprechend ihrem persönlichen Entwicklungsstand und Alter wechseln die Mitglieder der SP die Altersstufen.
Der bewusst vollzogene Stufenwechsel ermöglicht den Kindern und Jugendlichen das Einnehmen einer neuen Rolle und das Nutzen von Möglichkeiten einer neuen Gruppe. Die Gruppen der SP erfahren somit Erneuerung, Veränderung und Entwicklung.
Der Stufenwechsel wird zwischen den beteiligten Gruppen vereinbart und gefeiert. Die Leiterinnen und Leiter verbleiben in ihrer Stufe.
Zunehmend eigenständig handeln
Der Weg über die vier Altersstufen gibt den Kindern und Jugendlichen die Chance, sich in und mit der Gruppe zu entwickeln. Durch pfadfinderische Erziehung lernen Kinder und Jugendliche zunehmend eigenständig und eigenverantwortlich zu entscheiden und zu handeln. Diese Erziehung setzt bei den Erwartungen und Bedürf-nissen „junger Menschen“ an. Aus Erlebnissen und Erfahrungen erwächst ein Gewinn an Kenntnissen, Fähig-keiten und Lebenseinstellungen. Des weiteren soll die pfadfinderische Erziehung eine kritische Auseinander-setzung mit sich selbst und der Umwelt fördern.
Pfadfinderische Lebens- und Arbeitsweisen
Pfadfinderische Lebens- und Arbeitsweisen fördern die Entscheidungs- und Handlungsfähigkeit einer Gruppe.
Durch das Zusammenspiel von Großgruppe, Kleingruppe, gemeinsamer Entscheidungsfindung, Erkundung und zielgerichtetem Handeln erfahren die Kinder und Jugendlichen des Verbandes, altersgemäß ausgeprägt, wie sich pfadfinderische Erziehung und politische Betätigung konkret verknüpfen lassen.
Pfadfinderische Gruppen entwickeln eine besondere Kultur, einen unverwechselbaren Stil. Ihre Ideen und Ab-sichten werden sichtbar in Zeichen, Formen und Regeln.
So zu leben bedeutet einer pfadfinderischen Gruppe viel. Es heißt: Begegnung zu wagen, internationalen Austausch zu suchen, Solidarität zu üben und Freundschaften zu schließen.